Apple biss in den sauren Apfel
Von Kontinent zu Kontinent, von Küste zu Küste, von Ufer zu Ufer – bahnbrechende Entdeckungen passieren immer dann, wenn große Denker große Risiken auf sich nehmen.
„Wir müssen den Fluss überqueren.”
Das waren die Worte von Arimasa Naitoh, Vater des Lenovo ThinkPad, in den frühen 2000er-Jahren. Er ermutigte die Ingenieure in seinem Team, ihrem Herzensprojekt an neue Ufer – nämlich Lenovo – zu folgen. Das sei mehr als eine gute Idee, sagte er ihnen. Es sei sogar unverzichtbar.
Sie wollten Eindruck hinterlassen. Also entschieden sie sich für etwas, das zu dieser Zeit revolutionär war – ein schlankes, leichtes Lenovo ThinkPad mit einem idealen Bildschirm zum Ansehen von Videos und einer Höhe von weniger als 25,4 mm.
Jeden Tag schickte das Team Entwürfe an seine Partner auf der ganzen Welt. Schließlich fanden sie das perfekte Design, welches zum ersten Mal drei wichtige Technologien enthielt: Ein Solid-State-Laufwerk sorgte für kompromisslose Geschwindigkeit und eine unvergleichlich kompakte Größe. Das Display mit LED-Hintergrundbeleuchtung verwandelte das schlanke, portable Gerät in ein Kino. Und mit dem ultraflachen DVD-Laufwerk war das Notebook das erste mit einem integrierten optischen Laufwerk von nur 7 mm.
Wieder begaben sich die Ingenieure in unbekannte Gewässer und gingen dabei ein Risiko ein. Wenn nur eines der Elemente ausfallen würde, wäre das ganze Projekt gescheitert.
Das neue Lenovo ThinkPad, mit der Modellbezeichnung X300, wog 1,4 kg. Das erstaunlich leichte und flache Notebook verfügte über die notwendigen Tools sowohl für innovative Unternehmen als auch für Privatanwender. Es war eine ganze Armada – als Jacht getarnt.
Doch nur zehn Tage vor Fertigungsbeginn, Anfang 2008, präsentierte Steve Jobs das MacBook Air. Er nannte es „das dünnste Notebook der Welt” und demonstrierte in einem Werbespot, dass es problemlos in einen Briefumschlag passte.
Laut einem 2008 erschienenen Business Week-Artikel, versetzten die Neuigkeiten den damaligen Vice President der Lenovo ThinkPad Einheit, Peter Hortensius, derartig in Aufregung, dass er seiner Verwaltungsassistentin zurief: „Phyllis! Bringen Sie mir schnell einen dieser Hauspostumschläge!”
Zu seiner Erleichterung passte das X300 hinein. Bei ungefähr gleicher Größe übertrumpfte es das MacBook Air in beinahe jeder Hinsicht: Es verfügte sogar über ein integriertes Lesegerät für Fingerabdrücke, WWAN-Internetzugang, drei USB-Anschlüsse und ein eingebautes DVD-Laufwerk
Das Team ging in den direkten Vergleich mit Apple und veröffentlichte einen kultigen Werbespot, der aufzeigte, dass im Lenovo ThinkPad alle Funktionen des MacBook Air und noch mehr bereits integriert sind. Kritiker nannten es das „beste Notebook aller Zeiten“. Der Platz auf der Weltbühne war gesichert, der Weg für weitere Innovationen geebnet und das neue Ufer wahrlich erreicht.